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03 Nov 2021
Krefeld - Mit dem Projekt „Artenschutzzentrum Affenpark“ geht der Zoo Krefeld in der Menschenaffenhaltung einen bedeutenden Schritt in Richtung Zukunft. Nach der mehrheitlichen Befürwortung des NeubauProjektes durch den Rat der Stadt Krefeld im Februar 2020 und der Vorstellung einer Vorplanung im Juni 2020 können der Zoo und die Gesellschafter nun den aktuellen Planungsstand mit konkreten Bauabschnitten präsentieren.
Auf Basis der aktuellen Planung liegt die Kostenschätzung bei 27.905 TEUR für die Bauabschnitte 0 bis 3. Über Ausgleichszahlungen der Versicherung, Eigenmittel, bereits eingegangene und zukünftig einzuwerbende Spenden werden der Zoo und die Zoofreunde Krefeld 10.526 TEUR der Kosten tragen. Die verbleibenden 17.379 TEUR soll die Stadt als Hauptgesellschafter der gGmbH verteilt auf mehrere Haushaltsjahre übernehmen, wenn der Stadtrat diesem Vorschlag am 10. November zustimmt.
Friedrich R. Berlemann, 1. Vorsitzender des Zoofreunde, ist optimistisch gestimmt: „Wir Zoofreunde, alle Förderer und Spender sind heute froh, dass jetzt die Weichen gestellt sind für eine neue großzügige Anlage für Menschenaffen. Unser Dank an die vielen tausend Spender kann endlich mit der Gewissheit verbunden werden, dass Planung und Finanzierung für den neuen Affenpark stehen.“
Von der zentralen zur dezentralen Bauweise
Auf der 2,0 ha großen Fläche von der „Zoo-Brücke“ bis zur Berliner Straße sollen mehrere Warmhäuser mit umgebenden Außenanlagen für die drei großen Menschenaffenarten entstehen. Das „Artenschutzzentrum Affenpark“ soll in den kommenden zehn Jahren in vier zeitlich aufeinanderfolgenden Bauabschnitten (0 – 3) realisiert werden. Dieser Zeithorizont ermöglicht zum einen die Akquise weiterer Investitionsmittel durch die Zoo Krefeld gGmbH und den Zoofreunde Krefeld e. V., zum anderen belastet keine über Jahre andauernde Großbaustelle den Zoo, seine Bewohner und die Besucher.
„Wir erinnern uns alle an die verheerende Brandnacht und die unglaubliche Welle der Solidarität nach dem Unglück. Zoo, Stadtverwaltung, Politik und Bürgerschaft waren sich schnell einig: Wir bauen ein neues Zuhause für die Affen – schöner, moderner und artgerechter als jemals zuvor. Die nun vorliegende Planung ist ein großer Wurf für den Zoo und für Krefeld: Wer künftig in unserer Region Menschenaffen hautnah und in artgerechter Haltung erleben will, der muss in den Krefelder Zoo kommen“, erklärt Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer.
Voraussetzung für die vorliegende Planung war eine Flächenerweiterung, die 2021 erfolgte. Der Zoo Krefeld gGmbH wurde per Nießbrauch eine 0,4 ha große Fläche des jetzigen KunstrasenFußballplatzes zugesprochen, so dass eine Mindestfläche von 2,0 ha für das Projekt zur Verfügung steht. So vergrößert sich die bisherige Fläche der Haltung im Affentropenhaus und Gorilla-Garten um rund das Fünffache. Die Bauabschnitte „0“ und „1“ können ohne Abschluss des Bebauungsplanverfahrens angegangen werden, da die betroffenen Flächen sich sämtlich auf dem bisherigen Zoogelände befinden. Mit den Abschnitten „2“ und „3“ kann erst nach Abschluss des Bebauungsplanverfahrens begonnen werden.
Finanzierung
Für den Neubau des „Artenschutzzentrums Affenpark“ sind grundsätzlich fünf verschiedene Säulen denkbar. Neben den Eigenmitteln der Zoo Krefeld gGmbH (1. Säule), soll die Finanzierung insbesondere über die Mittel aus der Schadensregulierung des Affentropenhauses (2. Säule), die bislang eingenommenen und zukünftig weiter zu akquirierenden Spendenmittel (3. Säule) sowie aus Mitteln der Stadt Krefeld (4. Säule) und gegebenenfalls über Fördermittel (5. Säule) gesichert werden.
Für die Bauabschnitte „0“ und „1“ ist im Zeitraum 2021 und 2022 eine weitgehende Finanzierung über die bisher zur Verfügung stehenden Mittel aus der Schadensregulierung der Zoo Krefeld gGmbH und der Spendenmittel der Zoo Krefeld gGmbH sowie der Zoofreunde Krefeld e. V. vorgesehen. Auf diese Weise wird eine zeitnahe Verwendung der bereits zur Verfügung stehenden Mittel der Zoo Krefeld gGmbH gewährleistet.
Warum auch der Zoo Krefeld wieder Menschenaffen halten muss?
Alle drei Menschenaffenarten gehören zu den am stärksten im Freiland bedrohten Primaten, ihre Bestände in den ursprünglichen Lebensräumen zeigen dramatische Rückgänge aufgrund von massiver Wilderei und Lebensraumzerstörung in Form von Brandrodung, Holzeinschlag, Plantagenbau und Klimaveränderungen. Naturschutzorganisationen bemühen sich zwar seit Jahrzehnten um ihren Schutz zumindest in Nationalparks und Reservaten, doch auch hier sind die Bestände mittlerweile bedroht und rückläufig. Moderne Zoos machen den Artenschutz daher zu ihrer zentralen Mission und verfolgen einen ganzheitlichen Ansatz, in dem u.a. Menschenaffen-Individuen oder -Verbände mit natürlichem Sozialverhalten und Altersstrukturen eine zentrale Rolle für den Fortbestand der Art im Freiland eine zentrale Rolle spielen.
Mit dem Projekt „Artenschutzzentrum Affenpark“ setzt der Zoo Krefeld seinen über 45 Jahre bestehenden Schwerpunkt der Haltung und Zucht von Menschenaffen fort. Voraussetzung ist die Teilnahme an den Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP) der hochbedrohten Primaten, die vom Europäischen Zooverband (EAZA) organisiert werden, dessen Mitglied der Zoo Krefeld seit vier Jahrzehnten ist. Dabei sollen Gruppen der drei Menschenaffenarten Westlicher Flachland-Gorilla (Gorilla g. gorilla), Westafrikanischer Schimpanse (Pan troglodytes verus) und Borneo Orang-Utan (Pongo pygmaeus) gehalten werden, die auch im ehemaligen Affentropenhaus erfolgreich gehalten und gezüchtet wurden und über die die Mitarbeiter des Zoos umfangreiche Erfahrungen in der Tierpflege, im Management und in der veterinärmedizinischen Betreuung haben. Alle drei Europäischen Zuchtprogramme haben mittlerweile dem Krefelder Zoo den unbedingten Wunsch zur Fortsetzung der Teilnahme an den Programmen signalisiert.
Zoodirektor Dr. Wolfgang Dreßen schließt mit einem wichtigen Appell: „Moderne Zoos machen für ihre Besucher die Vielfalt der Lebensformen auf diesem Planeten erlebbar. Das Artenschutzzentrum Affenpark wird für unsere Zoobesucher ein wichtiger Ort dieses besonderen Erlebnisses. Es wird nicht nur tiefe und hautnahe Einblicke in das komplexe soziale Leben unserer nächsten Verwandten bieten, es stellt besonders den Schutz der hochbedrohten Menschenaffen in den Fokus, sowohl im Zoo wie auch in ihrem natürlichen Lebensraum. Ich bin fest überzeugt, dass das Projekt alle Krefelder Zoobesucher mehr denn je wachrütteln wird, sich nachhaltig und verantwortlich für den Artenschutz und die Zukunft der Vielfalt zu engagieren.“
Foto-Quelle: Zoo Krefeld gGmbH/Vera Gorissen, Gorilla Muna mit Sohn Santu