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27 Dez 2020
Köln(ots) - Spät kam sie, doch sie kam: Die Bitte von Rainer Maria Kardinal Woelki um Verzeihung für all das, was in der letzten Zeit bei der Aufarbeitung des kirchlichen Umgangs mit Sexualdelikten an Kindern im Erzbistum Köln falsch gelaufen ist. Das war ein notwendiges und ein gutes Wort.
Das Versprechen der Aufklärung ohne falsche Rücksichten darf man Woelki trotz aller Turbulenzen um die zurückgezogene Studie einer Münchner Kanzlei zum Thema abnehmen. Dafür spricht schon der Umstand, dass erst der ersatzweise bestellte neue Gutachter Björn Gercke einen von den Münchner Autoren offenbar übergangenen Fall aufgegriffen hat, der Woelki - anders als alle anderen bisher bekannt gewordenen Fälle - auch persönlich betrifft: den des verstorbenen Düsseldorfer Pfarrers Johannes O.
Zu diesem einen Punkt werden sich viele Hörer des Bischofswortes allerdings einen Satz mehr gewünscht haben. Letzten Endes bleiben Woelkis Bitten ja auf der Metaebene: es geht um den Umgang mit einem Gutachten, ja sogar darum, dass Gläubige es ertragen müssen, wie ihr Oberhirte kritisiert wird. Hier, im Fall O., ist allerdings nicht nur diese Metaebene der Aufklärungsbemühungen betroffen, sondern hier geht es um einen zu untersuchenden Ablauf selbst, um Wolkis eigenen Umgang im Jahr 2015 mit dem Tatverdacht gegen einen Geistlichen, der ihm persönlich nahe stand. Dass Woelki die Entscheidung im Fall O. auf sich genommen und von einer Meldung nach Rom abgesehen hat, war - unabhängig von allen juristischen Fragen - ein Fehler.
Das einzuräumen würde dem Gutachten von Professor Gercke gewiss nicht vorgreifen. Woelki hätte aber eine große Chance: Er könnte ein Vorbild für alle jene Prälaten sein, die über ihre eigene Verantwortung schweigen, obwohl ihre schon jetzt offensichtlichen Fehler viel schwerer wiegen.
Quelle-Bild(lizensfrei): obs/Kölnische Rundschau/pixabay