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11 Jul 2020
Mainz(ots) - Das Thema Corona beherrscht weiterhin die politische Agenda: Für 64 Prozent aller Befragten ist es zurzeit das wichtigste politische Problem in Deutschland. Danach kommt mit weitem Abstand die ökonomische Lage im Land (17 Prozent). Trotz immer wieder aufflackernder Hotspots halten nur 40 Prozent ihre Gesundheit aktuell durch das Coronavirus für gefährdet, 60 Prozent sehen diese Bedrohung nicht (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").
Maskenpflicht beim Einkaufen
Trotz dieser eher schwachen Gefährdungswahrnehmung finden es 87 Prozent aller Befragten - darunter Mehrheiten in allen Parteianhängerschaften - richtig, dass es weiterhin eine Maskenpflicht beim Einkaufen gibt. Nur 12 Prozent finden das nicht richtig. Generell sind 73 Prozent der Meinung, dass die vorgeschriebenen Mund-Nase-Bedeckungen sehr viel oder viel helfen, wenn es darum geht, die Verbreitung von Coronaviren zu verringern. 26 Prozent erwarten davon nicht so viel oder überhaupt nichts.
Risiko Urlaubsreisen
Die eher vorsichtige Bewertung der Lockerungsmaßnahmen wird auch beim Thema Urlaubsreisen sichtbar. So befürchten 69 Prozent, dass die Reisen jetzt im Sommer wieder zu deutlich höheren Infektionszahlen bei uns führen werden, 28 Prozent glauben das nicht.
Wer kann Kanzler/-in?
Die Corona-Pandemie hat auch das Urteil über das Kanzlerpotenzial verschiedener Politiker deutlich verändert. Profitiert hat davon vor allem der bayerische Ministerpräsident und CSU-Vorsitzende Markus Söder. Waren im März nur 30 Prozent aller Befragten der Meinung, dass sich Söder für das Amt des Bundeskanzlers eignet (51 Prozent sahen das nicht so), so führt er inzwischen das Kanzler-Ranking ganz klar an: Jetzt sagen 64 Prozent aller Befragten und 78 Prozent der Unions-Anhänger, dass Markus Söder das Zeug zum Bundeskanzler hat, während 27 Prozent (Unions-Anhänger: 17 Prozent) die Auffassung vertreten, dass er sich dafür nicht eignet. Nach Söder wird mit 48 Prozent am ehesten noch Olaf Scholz attestiert, für das Kanzleramt geeignet zu sein, 42 Prozent sehen das nicht so.
Allen anderen abgefragten Politikern wird mit klarer Mehrheit eine Eignung für das Kanzleramt abgesprochen: Friedrich Merz (ja: 31 Prozent; nein: 55 Prozent), Robert Habeck (ja: 29 Prozent; nein: 54 Prozent), Armin Laschet (ja: 19 Prozent; nein: 64 Prozent), Annalena Baerbock (ja: 17 Prozent; nein: 65 Prozent) und Norbert Röttgen (ja: 14 Prozent; nein: 59 Prozent).
Top Ten: Wenig Veränderungen
Wenn es um die Beurteilung nach Sympathie und Leistung der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker geht ("Was halten Sie von?"), liegt Angela Merkel weiter auf Platz eins. Auf der Skala von +5 bis -5 erhält sie einen Durchschnittswert von 2,7 (Juni II: 2,6). Es folgen Markus Söder mit 2,0 (Juni II: 1,9), Olaf Scholz mit ebenfalls 2,0 (Juni II: 1,8), Jens Spahn mit 1,5 (Juni II: 1,3), Hubertus Heil mit 1,4 (Juni II:1,4), Peter Altmaier mit 1,3 (Juni II: 1,2), Robert Habeck mit 1,2 (Juni II: 1,0), Horst Seehofer mit 0,8 (Juni II: 0,8) und Armin Laschet mit 0,5 (Juni II: 0,5). Schlusslicht bleibt Christian Lindner mit minus 0,2 (Juni II: minus 0,4).
Projektion Bundestagswahl
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, gäbe es im Vergleich zu Ende Juni nur geringfügige Veränderungen: Die Union käme auf 39 Prozent (minus 1), die SPD auf 15 Prozent, die AfD auf 9 Prozent, die FDP auf 5 Prozent, die Linke auf 7 Prozent (alle unverändert) und die Grünen auf 20 Prozent (plus 1). Die anderen Parteien zusammen lägen bei 5 Prozent (unverändert). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen ebenso eine Mehrheit wie eine aus CDU/CSU und SPD.
Bundeswehr, Rechtsextremismus und die Wehrpflicht
Dass Rechtsextremismus in der Bundeswehr sehr weit verbreitet ist, meinen 11 Prozent, "weit verbreitet" sagen 35 Prozent, "nicht so weit" 40 Prozent und 2 Prozent sehen überhaupt keine solchen Tendenzen. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund sind 50 Prozent der Meinung, dass die 2011 ausgesetzte Wehrpflicht wieder eingeführt werden soll (dagegen: 47 Prozent). Für eine allgemeine einjährige Dienstpflicht für junge Männer und Frauen sprechen sich sogar 77 Prozent aus (dagegen: 22 Prozent).
Verschärfung des Bußgeldkatalogs
Der neue, vorerst wegen Formfehlern außer Vollzug gesetzte Bußgeldkatalog für den Straßenverkehr sieht vor, dass bereits bei einer Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit innerorts um 21 km/h und außerorts um 26 km/h ein einmonatiges Fahrverbot erfolgt. Diese Verschärfung wird von 48 Prozent unterstützt und von 51 Prozent abgelehnt.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 7. bis zum 9. Juli 2020 bei 1.226 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 42 Prozent, SPD: 17 Prozent, AfD: 5 Prozent, FDP: 4 Prozent, Linke: 8 Prozent, Grüne: 23 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, den 31. Juli 2020.
Quelle-Grafik: obs/ZDF/Forschungsgruppe Wahlen